ACADEMIAE YOUTH ART BIENNIAL 2018 –
"WHERE PLATO TAUGHT"
Im Sommer 2018 fand zum 2. Mal die ACADEMIAE – Biennale statt. In diesem Jahr nahmen 15 Kunsthochschulen teil – darunter Gäste aus Israel, Russland, der Türkei. Die Schulen wurden jeweils durch eine Professorin oder einen Professor repräsentiert, der wiederum Studierende seiner Klasse ausgewählt hat. Auf der Franzensfeste versammelten sich so rund 50 junge Künstler aus allen europäischen Ländern. Die mittlere Festung verwandelte sich so zeitweise in eine kleine Stadt der Künste. Sie gab die Möglichkeit, jedem Land einen eigenen Raum zu geben.
Die Auswahl der Schulen hat der Künstler Christian Jankowski vorgenommen, der die Ausstellung auch kuratierte. Die Ausstellung wird von einem reichhaltigen Katalog begleitet, der ein weiteres Instrument zur Reflexion und Untersuchung der Rolle von Kunstschulen und der Modalitäten künstlerischer Bildung darstellt. Durch Interviews und Zeugnisse untersucht man die Rolle der Kunst, ihre Bedeutung in der heutigen Zeit und welches Denkmodell sie repräsentiert.
HORST & MARIA: DIE PERFEKTEN BEWOHNER / THE PERFECT RESIDENTS / MÜKEMMEL SAKINLER
Ähnlich einem Staffellauf wurden Horst & Maria von einer Gruppe junger Künstler (23 Personen) durchlaufen. Alle zwei Wochen, im Reissverschlussverfahren, wurden sie von einem anderen Individuum bespielt. Unausweichlich fanden in der Zwischenzeit im Charakter der künstlichen Persönlichkeiten einige Transfers statt, welche die ureigene künstlerische Qualität von Horst & Maria ausmacht. Performance, Bild und Text sind die medialen Grundsteine des Tarabya-Kunstwerks. Horst & Maria führten ein digitales Logbuch, das ihre Erlebnisse und Gedanken festhielt. Dieses Logbuch vermittelte nachfolgenden Horts und Marias wichtige Informationen darüber, was sich schon alles in ihrem Leben in Istanbul ereignet hat.
An diese Informationen wurde dann immer wieder von Neuem angeknüpft. Es wurden Freundschaften gepflegt, Kunstwerke entwickelt und am Ende auch eine Ausstellung und eine Publikation realisiert.
In der Publikation, die selbst auch Kunstwerk ist, wurden neben den Logbuchtexten auch Bilder veröffentlicht, die Horst & Maria in Istanbul zeigen. Auf der Bildebene wird viel mit Symmetrie und der Spiegelung der beiden Charaktere gearbeitet. Es wurden auch Bilder gezeigt, auf denen die beiden anderen Menschen die Hände schütteln und dabei in die Kamera lächeln. Auch zur richtigen (falschen) Zeit am richtigen (falschen) Ort zu sein, wird fotografisch dokumentiert. Der obligatorische Akt des Shaking Hands belegt: wir sind aktiv und treffen Künstler, Museumsdirektoren, Journalisten, und vielleicht auch Hochstapler, wir laden zu uns nach Hause ein und leben somit die Idee des idealen inter- und intrakulturellen Austausches.
Trafen die künstlichen Charaktere auf bereits bekannte Personen, so kam es manchmal zu Irritationen: die Bewohner tragen zwar die gleiche Kleidung und Frisur, sehen aber irgendwie ganz anders aus, dennoch besitzen sie Erinnerungen an Gespräche, die man mit ihnen vor einem Monat führte. Welche Erfahrungen macht man auf diese Weise, was nimmt man mit und wie gibt man Erfahrenes weiter? Wie bei der „Stillen Post“ geht es um senden und empfangen, erleben und erinnern.
Das sechsmonatige Stipendium ist eingeteilt in zwei Monate der Recherche, zwei Monate der Produktion und zwei Monate der Vermittlung des Ergebnisses mit finaler Präsentation. Während des Ausfüllens der künstlichen Charaktere vor Ort wurden individuelle Arbeiten realisiert – diese sind Ausdruck der multiplen Persönlichkeit von Horst & Maria und führten zu einer großen Ausstellung bei der Sinopale, der Istanbul Biennale, und einem Book Release in Stuttgart.
Kataloge/ Bücher bei uns erhältlich, solange der Vorrat reicht.